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Das Land des Fragebogens

Das Land des Fragebogens

 

Aus dem Amerikanischen von Michael Kleeberg

140 Seiten
Mit einem Nachwort von Niels Kadritzke
gebunden
ISBN 978-3-8015-0313-0
20,– €

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Autor / Pressestimmen
 

Im Auftrag des »Life«-Magazins begibt sich der amerikanische Schriftsteller John Dos Passos Ende 1945 in das zerstörte Europa - er besucht Frankfurt und Berlin, beobachtet die Eröffnung der Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg und berichtet über die Situation in Wien. Dos Passos spricht mit amerikanischen, sowjetischen, britischen und französischen Soldaten, und sein Blick fällt auf das Elend der Besiegten, die sich keineswegs als Befreite fühlen.

 

Zu dieser Zeit liegen die Probleme noch offen zutage, deren Lösungen für die nächsten Jahre weitreichende Folgen haben sollten: Wie ist mit dem besiegten Deutschland umzugehen, um ein zweites Versailles zu verhindern? Welches Gesellschaftssystem kann Europa Freiheit und soziale Sicherheit bringen? Dos Passos macht keinen Hehl aus seiner Kritik an dem nachgiebigen Verhalten der US-Regierung gegenüber der Sowjetunion auf den Konferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam.

 

Metaphernreich und sprachgewaltig schildert Dos Passos das Chaos aus Trümmern, Kälte und Elend sowie zage Neuanfänge von Zivilisation. Seine Reportagen sind voller Melancholie und frei von jeder Siegermentalität. Zurückgekehrt aus Deutschland schreibt er Ende 1945 an seinen Freund Upton Sinclair: »Nie in meinem Leben habe ich mich trauriger und weiser gefühlt als nach dieser Europareise.«

Pressestimmen

Jeden Hohn vermeidend, scheint der Beobachter fassungslos die Banalität des Bösen registrieren zu wollen. Auch wenn er fast ausschließlich Besatzer und keine Deutschen zu Wort kommen lässt, sind diese Reportagen eine faszinierende Chronik über kaum beleuchtete Seiten einer düsteren Vergangenheit.

Wolfram Knorr, Weltwoche

 

Die detailgenauen Aufnahmen seines »Camera-Eye«, die noch an die Techniken einer längst mundtot gemachten russischen Avantgarde erinnern, dokumentieren eine Szenerie zwischen absurdem Theater und Hoffnungslosigkeit, eine Atmosphäre von Dumpfheit und menschlicher Abgestorbenheit.

Sabine Fröhlich, Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

Für das korrekte Siegerbewusstsein ist Dos Passos nicht zu haben. Gerade das Durchbrechen der Einverständnisgrenze mit sardonischer Skepsis macht diese Berichte aus dem allerfrühesten Nachkrieg noch heute lesenswert.

Wilfried F. Schoeller, Der Tagesspiegel

 

Dos Passos' Reportagen, bei uns all die Jahre zu unrecht unbeachtet geblieben, beleuchten aus der Sicht eines eigenwilligen, einst linken, dann zunehmend konservativen amerikanischen Schriftstellers einen kurzen, aber entscheidenden Moment deutscher und internationaler Zeitgeschichte.

Helmut Frielinghaus, Frankfurter Rundschau

Inhalt:  

Leseprobe

»Es ist ein schöner, kalter Tag. Scharfes Sonnenlicht lässt jedes Detail der Trümmerberge der alten Stadt der Spielzeugmacher und Meistersinger klar hervortreten. Auf einem leeren Fleck zwischen den Trümmern bei der Bronzestatue Albrecht Dürers aus dem 19. Jahrhundert ist eine Gruppe Frauen, in Mäntel und Pullover gehüllt und von einer Schar blonder Kinder umgeben, dabei, Kartoffeln in einem Behelfsofen zu kochen, der aus einem Stück Zinkblech von irgendeinem Dach gefertigt ist. Wir fragen sie, wo sie wohnen. Sie deuten auf den Betoneingang eines Luftschutzkellers, der sich neben dem geborstenen Sockel des Denkmals öffnet. Als wir uns zum Gehen wenden, fällt ein kleiner Steinhagel in unsere Richtung. Es sind ein paar größere Kinder, die auf einem Schutthaufen spielen. Ein Stück weiter die Straße runter starrt uns von der Mauerwand ein frisch aufgemaltes Hakenkreuz entgegen.«

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