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Der rauchende Berg

Der rauchende Berg

Geschichten aus Nachkriegsdeutschland

 

Aus dem Amerikanischen von Hannah Harders

254 Seiten
gebunden
ISBN 978-3-8015-0248-5
19,50 €

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Autor / Pressestimmen
 

Vier Jahre lang, von 1948 bis 1952, lebte die amerikanische Schriftstellerin Kay Boyle (1902-1992) in Deutschland. In dieser Zeit sammelte sie Eindrücke für ihre Reportagen und Kurzgeschichten, die im »New Yorker« und anderen amerikanischen Zeitschriften erschienen.

 

Schnell musste Kay Boyle erfahren, dass die Deutschen mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu keiner Erkenntnis von Schuld gekommen waren für die Katastrophe, die ihre Nation verursacht hatte, sondern in Selbstmitleid verharrten. Auf der anderen Seite fiel es ihr schwer, angesichts der enormen Zerstörung in den Großstädten, kein Mitgefühl für die Bewohner dieses besiegten Landes zu empfinden.

 

Auch auf der Seite der Sieger zu stehen, bereitete Kay Boyle Unbehagen, zumal die in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten völlig isoliert von den Deutschen lebten, ihre Vergangenheit und Gegenwart kaum verstanden oder verstehen wollten. Das Buch handelt daher nicht nur von den Deutschen, sondern auch von den Amerikanern in Deutschland, und spart nicht mit Wahrheiten über beide.

 

»Der rauchende Berg« besteht aus zehn Erzählungen und einem ausführlichen Einleitungsessay über den Prozess gegen den Frankfurter Gestapo-Beamten Heinrich Baab. Kay Boyles literarische Mischform aus Berichterstattung, Prosa und Autobiographischem zeichnet ein schmerzhaftes und bitteres Bild der Nachkriegsjahre in Deutschland, einer Zeit, die nur von kurzer Dauer war. Denn schnell räumte man die Trümmer beiseite und aus einstigen Besatzern wurden politische Verbündete. Kay Boyle hat die zwielichtige Atmosphäre jener Jahre nachhaltig eingefangen.

Pressestimmen

Als literarische Zeitzeugnisse haben die Geschichten vier Jahrzehnte nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Faszination eingebüßt.

Der Spiegel

 

Bei Boyle findet man ihn wieder, diesen Ton präziser Gelassenheit, den man von Djuna Barnes kennt, eine Gelassenheit, die sich nicht in der Abkehr von der Welt, sondern der Hinwendung zu ihr verdankt. Ihre Geschichten, geschrieben in einer Mischform aus Prosa und Reportage, sind so haarsträubend genau, dass schon ein arger Klotz sein muss, wer vor solchen Kunstwerken nicht in die Knie geht.

Matthias Altenburg, Konkret

 

Wer auf der Suche nach dem anderen Gesicht Deutschlands in den Spiegel dieser Texte schaut, dem offenbart sich im Spiegelbild ein rauchender Berg ganz anderer Art, entstanden aus allem, was hierzulande seit 1954 vergessen, verleugnet und an Trauerarbeit nicht geleistet worden ist.

Karl-Heinz Stahl, Nürnberger Nachrichten 

 

Obwohl Boyle immer dann ins Klischee abzugleiten droht, wenn sie den Standpunkt der nüchternen Beobachterin verläßt, überzeugen ihre Erzählungen durch die detailgenaue Beschreibung der fremden Umgebung.

Thomas Weber, az

 

Aus dem umfangreichen Oeuvre der Kay Boyle den Band »Der rauchende Berg – Geschichten aus Nachkriegsdeutschland« auszuwählen, war eine kluge Entscheidung. Man könnte sich keinen besseren Einstieg für den deutschen Leser vorstellen als diese scharfsichtigen und von Hannah Harders hervorragend ins Deutsche übersetzten Beobachtungen einer ganz und gar unbestechlichen Demokratin.

Evelyn Schlag, Bayrischer Rundfunk

 

Zwischen Erzählung und Bericht bewegen sich die Geschichten von Kay Boyle. Das Moment des Authentischen, Erlebten gibt manchen Texten ihre zeugnishafte Gradlinigkeit, anderen wiederum eine impressionistische Dichte. Mit dem Blick einer Fremden werden Menschen, Orte und Ereignisse erfaßt, unsentimental und präzise. Und diese Distanz des Augenzeugen, der sich seiner Fremdheit stets bewusst bleibt, gibt auch vierzig Jahre später den Geschichten etwas Spontanes, Frisches.

Brigitte Desalm, Kölner Stadtanzeiger

 

Kay Boyle betrachtet Deutschland nicht mit dem Blick der Sieger, versagt sich jedes Moralisieren. Noch weniger macht sie sich die Sicht der Besiegten zu eigen, lässt sich vom Schock über die »Ruinen der Städte« nicht den Blick trüben, bleibt unbeirrbar nüchterne Zeugin. [...] Mit Kay Boyle ist eine Zeitzeugin von Rang zu entdecken – eine Zeugin der Anklage und der (uneingelösten) Hoffnung.

Doris Döpke, Saarbrücker Zeitung

 

Der Ausgangspunkt aller Geschichten ist das Bemühen der Autorin, die psychische Verfassung der Deutschen zu verstehen. Stets richtet sie ihr Augenmerk auf die kleinen Gesten, das Beiseitegesprochene, die unauffälligen Ausdrücke eines Menschen und das scheinbar Nebensächliche einer Situation – nicht um den einzelnen zu überführen, sondern um das fremde Wesen zu begreifen. Dabei helfen ihr eine ausgeprägte Beobachtungsgabe, Menschenkenntnis und die Reflexion der eigenen Lage. […] Nein, lieblos, wie sie von sich selbst behauptet, hat Kay Boyle die Nachkriegsdeutschen nicht betrachtet. Vielmehr spricht aus allen Geschichten Erschrecken und Schmerz über die vorgefundene geistige und moralische Verwilderung der Menschen

Agnes Hüfer, Frankfurter Rundschau

 

Kay Boyles Geschichten berichten von Begegnungen zwischen Amerikanern und Deutschen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Sie stammen nicht aus dem Bilderbuch der Durchhalte- und Wiederaufbauepoche. Da gibt es keine Verhörer, die schulterklopfend Siegesstimmung verbreiten, keine Kaugummi kauenden und Kaugummi verteilenden GIs, keine Jazz-Dancings und verführten Fräuleins. Es begegnen sich nicht Sieger und Besiegte, sondern solche, die, obwohl sie gesiegt haben, machtlos sind gegen den Widerstand derer, die sich im Recht fühlen. […] Kay Boyle ist eine erzählende Journalistin. Ihre Recherchen sind Alltagsbeobachtungen, ihre Geschichten aber alles andere als halboffizielle Korrespondentenberichte. Sie sind vielmehr Short Stories in literarischer Machart, es gibt lange Dialoge und Gedankenkommentare.

 Ursula März, Der Tagesspiegel

 

Sie malt nicht Schwarz-Weiß, sie schildert mitfühlend, staunend, erschrocken und geht mit derartig psychologischem Einfühlungsvermögen an ihre Arbeit, daß man die Menschen, von denen sie erzählt, vor sich zu sehen meint.

E. Horn, Münchner Merkur

 

Was an den Berichten aus Deutschland auch heute noch fasziniert, ist der private Blick, der Kay Boyles Deutschlandbild jener Jahre prägt.

Berliner Morgenpost

 

 

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