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Hannoversche Schriften Band 1

Hannoversche Schriften Band 1

Keine Kritische Theorie ohne Amerika

 

Hrsg. von Detlev Claussen, Oskar Negt und Michael Werz

192 Seiten
13,5 x 21,0 cm
Englische Broschur
ISBN 978-3-8015-0337-6
18,– €

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Autor / Pressestimmen
 

In dem vorliegenden Sammelband wird daran erinnert, dass es ohne die Vereinigten Staaten keine Kritische Theorie geben würde. Dies gilt nicht nur für die Flucht der Frankfurter Wissenschaftler in das Exil und die dortigen Auseinandersetzungen mit der zeitgenössischen amerikanischen Soziologie und Sozialpsychologie. Auch die unmittelbaren Erfahrungen der Alternativlosigkeit einer fortgeschrittenen westlichen Gesellschaftsform prägten die Kritische Theorie: Analysen der Kulturindustrie und avancierte empirische Forschungen traten in den Vordergrund.

 

Die Autoren dieses Bandes diskutieren in ihren Beiträgen jene Erfahrungen - aber auch die Spuren, welche die Kritische Theorie in den Vereinigten Staaten hinterlassen hat.

 

Aus dem Inhalt:

Oskar Negt: Über Sinn und Unsinn philosophischer Schulbildungen

Detlev Claussen: Die amerikanische Erfahrung der Kritischen Theoretiker

Martin Jay: Adorno in Amerika

Hans-Jürgen Krahl: Der politische Widerspruch in der Kritischen Theorie Adornos

Carl E. Schorske: Begegnungen mit Herbert Marcuse

Angela Y. Davis: Marcuses Vermächtnis

Michael Werz: Kritische Theorie im Exil

Herbert Marcuse: Der Einfluss der deutschen Emigration auf das amerikanische Geistesleben

Russel Jacoby: Das Veralten der Frankfurter Schule

Peter Uwe Hohendahl: Die Erbschaft der Kritischen Theorie in Amerika

Max Horkheimer: Briefe aus Amerika

Pressestimmen

Fungiert aus konservativer Sicht das amerikanische Exil von Horkheimer und Adorno letztlich als Grund erfolgreicher Zuarbeit zur geglückten »Westernization« Nachkriegsdeutschlands, so avanciert bei Negt, Claussen und Werz die Differenz von USA und Europa gleichsam zu einem erst von heute aus verstehbaren Konstituens der Kritischen Theorie. Diese These wird von Negt zunächst mit einer Rückbesinnung auf die »differentia specifica« der Kritischen Theorie vorbereitet, deren originäre Impulse in den letzten Jahren zunehmend verblassten und in andere Denkrichtungen transformiert wurden. »Die eine Blickrichtung geht gewiss auf das Werk von Jürgen Habermas, das vieles kritisch aufnimmt und fortführt, aber doch am Ende einen eigenen Theoriezusammenhang bildet, der in bestimmten Aspekten sich auch absetzt und abgrenzt von dem, was den kategorialen Kontext und die Denkweisen der Kritischen Theorie ausmacht.« (S. 19) Von daher ist es zur Vergegenwärtigung des ursprünglichen wissenschaftlich-philosophischen Produktions-zusammenhangs und zur Vergewisserung eigener programmatischer Bemühungen sinnvoll, »auf die theoretische Ursprungskonzeption der Frankfurter Schule zurückzugehen und den enzyklopädisch-interdisziplinären Ansatz wieder aufzunehmen« (S. 14) Damit wendet sich Negt zu recht gegen eine Akademisierung, die die Frankfurter Schule aus den politischen Debatten um eine kritische Rezeption des Marxismus herauszuhalten versucht, und öffnet den Blick auf geschichtliche Erfahrungsgehalte: »Der frühe Lukács, Karl Korsch, Wilhelm Reich, Merleau-Ponty, Ernst Bloch, Sartre, Gramsci, von den Jüngeren Lelio Basso, Wolfgang Abendroth - sie alle gehören in den Bezugsrahmen einer Kritischen Theorie...« (S. 21) Hier ordnen Negt, Claussen und Werz die neuen »Hannoverschen Schriften« ein.

Joachim Bischoff und Christoph Lieber, Sozialismus

 

Brecht wirft die Frage auf, ob Emigranten jenen Touristen vergleichbar sind, die nicht willens sind, sich auf das Fremde in der Fremde einzustellen. Bei den (intelligenteren?) Frankfurtern soll dies anders sein, jedenfalls betont dies die Nummer 1 der »Hanno-verschen Schriften«.

Wird dieser Sichtweise gefolgt, dann kündigt sich ein Paradigmen-wechsel an, erstmals würden die erzwungenen rund zehn Jahre in der Fremde nicht nur als verlorene Zeit bzw. erzwungene Abwesenheit aus Deutschland, sondern als eigenständige Inspiration, als Stimulus zur Theorie- und Methodenentwicklung interpretiert. Bislang weisen die gängigen Theorie- bzw. Schulengeschichten selbstverständlich auf die amerikanischen Jahre hin, diskutieren aber recht wenig deren Eigensinn für die Entwicklung der kritischen Theorie.

Der hier anzuzeigende Sammelband schlägt einen anderen, wie ich meine »richtigeren« Ton an, halbherzig allerdings. Die neue Sichtweise, die von einem »klassisch-linken« Anti-Amerikanismus à la Brecht wegführt, wird angedeutet, harrt jetzt der Aus- und Weiterführung. Leider findet sich keine Reflexion, woher die neue Perspektive kommt. Ist es ein Globalisierungsaspekt, der einen neuen Block auf die USA freisetzt? Ist es die neue Besinnung auf Rechtsnormen, auf »Faktizität und Geltung« (Habermas), die einen neuen Blick auf Horkheimers Vertrauen in Bildung und post-faschistische Eliten interessant erscheinen lässt?

Eike Hennig, Vorgänge

 

»Kritische Theorie« ist heute nur dann hilfreich, wenn man sich ihrer Blütezeit und ihrer Stärken erinnert. Und die größte Stärke war zweifellos, das Negative in plakative Formeln zu prägen.

Norddeutscher Rundfunk

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